In der letzten Runde der 2. Frauenbundesliga gelang es unserem Frauenteam, den kaum mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt und damit ein weiteres Jahr in der zweithöchsten deutschen Frauenliga zu sichern.
Da ich krankheitsbedingt zu Hause bleiben musste, war ich dazu verurteilt, den Verlauf der Wettkämpfe online zu verfolgen – jede beendete Partie wird ja zeitnah beim Bundesliga-Ergebnisdienst eingetragen – was sehr viel Nerven kostete.
Das Schlussresultat der Samstagsrunde war dann ziemlich niederschmetternd: Kristin Braun an Brett 1 und Renata Kosc an Brett 3 konnten gegen den SC Bavaria Regensburg die erspielten Chancen leider nicht in die nötigen Punkte umwandeln, sodass anstatt des erhofften und möglichen Unentschiedens eine 1,5:4,5-Niederlage resultierte. Gleichzeitig gingen in der parallel in Stuttgart ausgetragenen zweiten Vierergruppe die Begegnungen günstig für die anderen Abstiegskandidatinnen aus. Aber Jammern und Die-Köpfe-Hängenlassen gilt nicht, auch wenn der realistischen Einschätzung unseres Spitzenbretts kaum zu widersprechen war: „Unsere Chancen waren heute!“
Als am Sonntagmorgen in Regensburg die Bretter zum letzten Wettkampf in dieser Saison gegen das als deutlich stärker eingeschätzte Team von Noris Tarrasch Nürnberg freigegeben wurden, war deshalb die Hoffnung äußerst gering. Zu allem Überfluss hatte sich auch noch die für Sonntag nach längerer Spielpause eingeplante Vitalia Khamenya kurzfristig mit Fieber krank gemeldet. Nach zig WhatsApp-Chats und Telefonaten hatte sich schließlich Gastspielerin Leonora Weber vom SK Rochade bereit erklärt, am Sonntagmorgen nach Regensburg zu fahren. Zumindest nominell war die Mannschaft damit noch einmal schwächer geworden. Die Überlegung, das übermächtig erscheinende Brett 1 von Nürnberg ins Leere laufen zu lassen, wurde nicht ernsthaft in Betracht gezogen; lieber sportlich fair und voll kämpfend Abschied feiern und einer jungen Spielerin die Chance geben, sich zu bewähren! Und das ersatzgeschwächte Team bewies tolle Kämpferqualitäten. Der erste Zwischenstand war ein 1:1, Sieg von Nicole Nentwig, die in den langen Jahren, die sie für uns spielt, schon viele wichtige Punkte geholt hat, und leider Niederlage von Kalina Todorova, die am Samstag noch gewonnen hatte.
Abhängig von den Ergebnissen in Stuttgart pendelte das Team zwischen dem 6. Tabellenrang – Klassenerhalt – und dem 7. Platz – Abstieg. Dann erschien ein 2:1 im Online-Dienst; Leonora hatte gegen die bayerische Frauenschachreferentin Aylin Al-Bayrak gewonnen und ihre Aufstellung voll gerechtfertigt. Jetzt wurde die Anspannung immer größer, weil sich ein kleiner Hoffnungsschimmer Bahn brach ... Kristins Niederlage an Brett 1 gegen die aus der Ukraine stammende und fast 300 Elo-Punkte stärkere Internationale Frauenmeisterin Yelyzaveta Hrebenshchykova bedeutete das 2:2. Jetzt bekam ich von Kristin und Nicole Rückmeldung, wie es in den beiden verbliebenen Partien von Maria Horvath und Renata Kosc aussah. Tatsächlich stand Renata auf Gewinn und Maria gut. Wie ebenfalls schon oft, lag unser Schicksal jetzt „in österreichischen Händen“ (O-Ton Nicole) – und die bewährten sich ein weiteres Mal. Beide Partien wurden gewonnen, das SG-Team siegte gegen Noris Tarrasch, das auch nach der Niederlage noch auf Tabellenplatz 2 blieb, völlig unerwartet mit 4:2. Nach Wettkampfende war der Jubel nicht nur in Regensburg vor Ort groß!
In der Endtabelle belegt die Frauenmannschaft der SGA damit Rang 5 in einem bis auf Bayern München als Aufsteiger in die 1. Liga und dem Letztplatzierten TSV Schott Mainz ganz engen Feld. Mit dem SV Stuttgart-Wolfbusch, unserem oftmaligen Reisepartner, muss eine seit langen Jahren etablierte Mannschaft den Weg in die Drittklassigkeit antreten.
(U. Münch)